tv-duell (1): grüne-övp…

nach den sommergesprächen und den ersten aus der sommerpause zurückgekehrten pressestunden, begann heute ein wahrer marathon an tv-duellen zwischen den vertretern der parlamentsparteien. im ersten duell standen sich bei der überraschend schwach agierenden zib2-anchorlady ingrid thurnher (gabi waldner lässt grüßen) offiziell die grünen und die övp gegenüber, tatsächlich traf der grüne spitzenkandidat alexander van der bellen jedoch auf den parteilosen finanzminister karl-heinz grasser, der seinen ministerposten in einem kabinett „schüssel 3“ gerne behalten würde und sich deshalb wieder als wahl-anhängsel des bundeskanzlers präsentiert. auf der thematischen tagesordnung standen dabei die wirtschafts- und finanzpolitik, insbesondere im hinblick auf die bereiche pflege, steuern und bildung.

bevor die sachthemen angesprochen wurden philosophierte alexander van der bellen – wie erwartet – jedoch über die legitimität grassers als övp-vertreter und mockierte sich dabei über das kneifen des eigentlichen övp-spitzenkandidaten schüssel sowie seiner höchsten parteiinternen adjutanten wie gehrer oder molterer. genützt hat es van der bellen jedoch nichts und so durfte er wenige minuten später einen konsens mit grasser im bereich der legalisierung ausländischer pflegekräfte feststellen. trotz minimaler dissonanzen – van der bellen fordert größere staatliche unterstützung während grasser die bedeutung der eigenvorsorge unterstreicht – überraschte dieser vermeintliche schwarz-grüne konsens sowie die bis dato sachliche und pragmatische gesprächsführung. dies sollte sich beim thema steuern jedoch rasch ändern…

grasser: sie wissen einfach nicht wie sie dinge finanzieren und machen es sich zu einfach

für den grünen spitzenkandidaten kommen steuerentlastungen erst nach der verwirklichung wichtiger investitionsvorhaben (bildungsoffensive, energiewende, arbeitsmarktreform, sozialpolitik) infrage, auch in wahlkampfzeiten kann er anfangs keine großen steuersenkungen versprechen. karl-heinz grasser nützt diese ehrliche antwort van der bellens, um – wie er meint – unterschiede darzulegen und – wie sich zeigen sollte – das tv-duell vorzeitig für sich zu entscheiden. die grünen stünden als „belastungspartei“ für höhere steuern und abgaben, auf den schwachen intellektuellen-schmäh und die versuchten konter van der bellens antwortet grasser indem er sich entspannt zurücklehnt und die erfolglosen gegenargumente mit kurzen schlagwörtern, statistiken und der vermittelung der finanzpolitischen unfähigkeit der grünen anhand einer anekdote früherer koalitionsgespräche im keim erstickt.

beim thema bildung gewinnt die diskussion weiter an fahrt, selbst mit der unterstützung von ingrid thurnher kann alexander van der bellen den finanzminister jedoch nicht in bedrängnis bringen, da dieser jegliche fremde statistik relativ erfolgreich zu seinen gunsten dreht. darüber hinaus geht grasser nur spärlich auf die fragen und inhalte van der bellens ein sondern spult sein programm ab, nimmt mit seiner frivolen art in den wesentlichen themenbereichen deutlich mehr redezeit in anspruch und lockt dem grünen spitzenkandidaten mit dazwischen eingestreuter billiger polemik selbst ein resignierendes „geh bitte“ heraus. auch die schlussplädoyers boten das gewohnte bild: beide kontrahenten stellen fest, dass in koalitionsverhandlungen die inhalte entscheidend wären, karl-heinz grasser schafft es darüber hinaus seine vermeintlich großartigen ziele darzulegen und über das wohlbefinden der österreicher zu referieren.

grasser: ich sage nur die wahrheit und das kann auch überprüft werden

fazit des einstündigen duells: die entsendung von finanzminister karl-heinz grasser als statthalter wolfgang schüssels kann als gelungener coup der övp gewertet werden. gegen den trotz zahlreicher skandale dank einiger yacht-ausflüge in den sommermonaten wieder frisch und dynamisch wirkenden minister-jungspund hatte der alte universitätsprofessor mit fortdauer des tv-duells kein leiberl, könnte man überspitzt formulieren. nach einem anfänglichen konsens zur pflegedebatte und daraus resultierender pragmatischer atmosphäre nahm grasser das heft in die hand und ging zuerst in die offensive, indem er einerseits sich selbst, sein programm und seine in eine fülle an statistiken und superlativen verpackte (vermeintliche) erfolgsbilanz präsentierte und andererseits seinen kontrahenten bzw. dessen partei als belastungspartei deklarierte. alexander van der bellen war zu zahm und nicht frech genug, um den anscheinend mit der övp-medienknigge ausgestatteten medienprofi karl-heinz grasser mit seinen eigenen waffen zu schlagen, obwohl es diesem klar an inhalten mangelte. stattdessen konnte sich grasser präsentieren, den heute nacht wahrscheinlich von einigen statistiken träumenden zusehern seine erfolgsbilanz eintrichtern und sich damit für weitere tv-duelle empfehlen. elf duelle liegen ja insgesamt noch vor uns, morgen mittwoch folgt die auseinandersetzung zwischen alfred gusenbauer (spö) und heinz-christian strache (fpö). (LAN)

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