Über die Besten und die Richtigen
Pepi Hickersberger, dieser Gottseibeiuns des österreichischen Fußballsportes, sorgte mit einer mittlerweile vielzitierten Formulierung für Kopfschütteln. Bei der EM würden sinngemäß nicht die „Besten“, wohl aber die „Richtigen“ Spieler nominiert werden. Anscheinend sind die Zeiten, wo die besten Spieler des jeweiligen Landes das Nationalteam bilden wohl vorbei. Zumindest in der Alpenrepublik – überall sonst dürften dann doch die besten Spieler nominiert werden. Ist der sonst so rückschrittlich wirkende Hickersberger etwa gar ein Progressiver, ein Fußball-Progressiver?
Nein, dies kann man ausschließen. Man kann diese Einschätzung leicht am Einsatz von jungen Spielern aufhängen. Die Mär vom jungen Team ist nämlich schlichtweg falsch – und dies nicht erst seit der Einberufung von Ivica Vastic (der als Joker durchaus seine Berechtigung hat). Tom Schaffer, Multi-Tasking Journalist und geschätzter Kollege von ballverliebt.eu, errechnet ein Durchschnittsalter von 26,2 Jahren. So richtig jung, oder gar wild scheint das ÖFB-Team also nicht zu sein. Müsste es ja aber auch gar nicht, wenn zumindest die Besten spielen würden.
Angenommen man will sich in einem Restaurant verloben, durchaus ein einschneidendes Erlebnis welches auf den Fußballsport umgelegt eine EM sein könnte … würde man den besten Wein oder einfach irgendeinen richtigen Wein bestellen? Angenommen man steht vor einer heiklen Operation: Würde man den besten Chirurgen auf diesem speziellen Sachgebiet herummetzgern lassen, oder einfach irgendeinen, der sich zumindest die Zuschreibung „richtig“ verdient? Worauf ich hinaus will: Bei einem Großereignis haben eben die Besten, die wirklich, richtig besten Spieler eines Landes zu spielen. Dies schließt auch einen Paul Scharner, leider, mit ein. Trotz meiner großen Antipathie gegen manche Verhaltensweisen des Paul Sch. muss ich ihm zugestehen, dass er ein toller Fußballer ist – wenn nicht der beste Fußballer dieser Tage, der für Österreich spielberechtigt wäre.
Die „richtigen Spieler“ sind vielleicht ganz gut gemeint, ob sie es wirklich sind, darüber ließe sich auch streiten, aber oftmals ist das Gegenteil von gut einfach „gut gemeint“. Und diese Befürchtungen sind wohl nicht ganz unbegründet. Aber gerne lasse ich mich vom Gegenteil überraschen. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt – wenngleich sie bei den Besten nicht so arg strapaziert werden würde wie bei den Richtigen.
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Ich hab gestern eine Krone in die Hand bekommen, darin stand, dass Hicke trotz der Einberufung von Vastic NICHT von seiner „jungen Welle“ abgekommen ist mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren. Leider war es mir zu mühsam das Durchschnittsalter der (erweiterten) Kader unserer Gruppengegner oder anderer Teilnehmer nachzurechnen, wäre aber sehr interessant…
deutscher kader im freundschaftsspiel gegen die schweiz: durchschnittsalter 26,6. der älteste dort ist mit abstand jens lehmann (38) und der spielt immerhin bei arsenal. der andere wesentliche unterschied zu österreich, neben der tatsache, dass unsere oldies in zentralen, fitnessintensiven rollen zu finden sind: die deutschen haben mit dieser mannschaftsgeneration bereits tuniere bestritten, die österreicher haben hier aber eigentlich eine ernstfall-debut-generation. und trotzdem ist da kein anderer altersschnitt … das lässt uns auch einen blick in die zukunft wagen. österreich wird in 3 jahren mit einem altersschnitt von 28 spielen und glauben, eine eh noch junge zukunftsträchtige mannschaft zu haben, während jede andere nationalmannschaft der welt sich langsam sorgen machen würde 😀
und was is dir unsympathisch am scharner? dass er sich seit zwei jahren für die art und weise der (inhaltlich mehr als notwendigen und gerechtfertigten) kritik entschuldigt?
nicht die kritik, sondern das hineinreklamieren von einem valentin „brainfuck“ hobel … außerdem gefiel mir die zeitliche nähe zwischen dem neuen ausrüster-deal und der damit einhergehenden verbindung zu spielen im nationalteam nicht … paul scharner ist momentan vllt. der beste österreichische spieler (da bin ich mir aber gar ned so sicher) … aber eine mannschaft steht und fällt nicht mit ihm … und zur „kritik“ … in wirklichkeit gab es die vom pogatetz … scharner liess, so tröpferlweise die kritik tropfen … wirklich fundiert war sie nicht, mehr mittel zum selbstzweck, um seinen schritt aus dem nationalteam (sinngemäß: „die ziehen meine leistung runter“) im nachhinein zu legitimieren … er ist ein guter kicker, im nationalteam brachte er aber niemals seine volle leistung … s(ch)eis(s) drum 😉 … spielen sollte er … nicht nur, weil er ein guter kicker ist, sondern auch, weil er mich bei der EM davon überzeugen könnte, dass er damals, als er noch für die Salzburger AUSTRIA spielte nicht umsonst mein lieblingsspieler war (das wort „antipathie“ wird von mir ja generell sehr selektiv angewandt)